Wie alles begann — Erster Trip 2007#

New in version 2008.03.30.

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6 Wochen verbrachte ich auf der orthopädischen Abteilung des New Somerset Hospital an der Waterfront.

Will ich einen Reise- und Famulaturbericht über meine Erfahrungen in Kapstadt posten? yep, klar. Allerdings muss ich das noch ein bisserl auf die lange Bank schieben bis ich wieder ein bissl Luft habe und die Homepage fertig umgebaut ist. Ausserdem benötige ich noch eine Freigabe für einige Fotos, da einige coole Pics nicht von mir sind …

Nicht nur die Einsatzfotos sind sehenswert, auch die Fotos der Notaufnahme, schließlich ist die beste Rettung maximal nur so gut wie die Definitivversorgung. Und die ist halt ein bisschen “robuster” als in unseren Breiten (zum Beispiel werden operativ versorgte Brüche beinhart zugegipst, ohne Fensterung und solchen Luxus).

Faszienierend war einfach dass man sich einerseits wie in einem dritten-Welt-Land fühlt, im nächsten Moment kommt dann ein Sani mit einem Toughbook daher oder dein Paramedic erzählt dir vom Rettungsmittelmißbrauch, wie Angehörige ihre Pfleglinge abladen um sich übers Wochenende nicht kümmern zu müssen oder du erlebst mit wie Sanis mit den Schwestern diskutieren weil das Spital “closed” ist aber das Bett ja schon via Dispatch abgebucht wurde - kurz: wie zu Hause.

Dann wird der aufmüpfige Patient mittel präkordialen Faustschlag sediert und ein unkooperativer Psychiatrie-Patient mittels Handschellen an die Sesselleiste gekettet (Psychiatrische Patienten müssen lt. Mental Health Act 72 Stunden in einer Einrichtung der Primärversorgung zubringen bevor sie in eine psychiatrische Abteilung eingewiesen werden können - Sie laufen also mit Metamphetamin-Zombieblick (wird in alten Glühbirnen geraucht und hört in Kapstadt auf den Namen “Tik”) den Gang entlang, greifen dir auf dein steriles Nähtischerl …).

Dazwischen springt ein Patient nach einem Verkehrsunfall durch das (geschlossene) Fenster und will flüchten, der Security Guard holt in aber rasch ein. Währenddessen im ersten Stock will auch der Patient während der OP wieder mal spazieren gehen, vielleicht sollte unser Anästhesist ein bissl was nachspritzen? OP mit Ganzkörpereinsatz g. Die Narkoseeräte waren übrigens moderne Datex-Ohmeda-Dinger. Geil!

In der Zeitung liest du dann zu Mittag dass

  • Babys im Red Cross Children’s Hospital mit HIV infiziert wurden,

  • im Groote Schuur Hospital Betten gekürzt werden und

  • die Bürgermeisterin (von der Democratic Alliance) vom South African Police Service (Provinzregierung, ANC-kontrolliert) unter ein bisschen mysteriösen Umständen verhaftet wurde weil sie behauptete an eine Tür geklopft zu haben. Gott sei Dank hat sie ja ihre eigene Polizeieinheit (die Metro Police).

Nach dem Mittagessen redet Dich dann wieder in der Notaufnahme ein Transvestit auf Deutsch an und erzählt Dir von seiner Zeit in Hamburg …

Es ist schon ein tolles Lebensgefühl.

Gott war das Essen ein Wahnsinn!